Die Geschichte des Posthotel Kassl
Von der Sommerfrische zum Vier-Sterne-Superior-Wellnesshotel im Ötztal
Die traditionsreiche Geschichte unseres Hauses hat ihre Wurzeln im 17. Jahrhundert. So wurde der älteste Teil anno 1605 erbaut und ist heute noch zur Gänze erhalten. Damals diente das Gebäude als Poststation sowie als Unterkunft für Fuhrleute und Postkutschen. So wurde reger Handel mit dem Süden über das Timmelsjoch betrieben.
Den Familienstammbaum der Familie Haid kann man zurückverfolgen bis ins Jahr 1578. Durch die Heirat von Kassian Haid mit der Wirtstochter Hanna Griesser 1804 taucht der Name Haid das erste Mal in Verbindung mit dem "Gasthof Kassl" auf - Namensgeber des Gasthofes "zum Kassl" (Rufname für Kassian).
Es entstand eine ganz besondere Art des Fremdenverkehrs, wobei sich in unserem damaligen Gasthaus "zum Kassl" eine Gästeschicht aus Adel, Politik, Geschäftsleuten, Intellektuellen und Künstlern zur "Sommerfrische" einfand. Heute noch in unserem alten Gästebuch nachzulesen... So schrieb Prinzessin Friederike von Hannover im September 1895: "In Erinnerung der schönen Tage in dem lieblich trauten Oetz ..."
Postmeister Johann Tobias Haid als Gründer der Tourismusverbände
Der Gasthof wurde nach und nach immer wieder umgebaut und erweitert. Unter Johann Tobias Haid (unserem Urgroßvater) erreichte er in den Jahren 1880 bis 1910 seinen Höhepunkt. Johann Tobias Haid war Postmeister und Landtagsabgeordneter, Gründer der ersten Raiffeisenkasse in Tirol und Gründer des damaligen "Verschönerungsvereines" - dem Ursprung der heutigen Tourismusverbände. Was den Komfort anbelangt, hatte unser Haus bereits Erstaunliches zu bieten.
Schon immer wurde Fortschritt im "Kassl" groß geschrieben: Fließend Wasser im Hause - unsere alten Etagenbrunnen zeugen davon - in die Zimmer wurde Wasser gebracht, um für die Gäste warme Wannenbäder zu bereiten (man kann es auch als Wellness des 18. Jh. bezeichnen), es gab bereits 1893 erstes elektrisches Licht bis 22 Uhr, Straßenbeleuchtung, Bustransfer zur Bahnstation Ötztal, hoteleigene Bergführer, Lawn-Tennisplätze, eigene Badeanstalt am Piburger See und Freibad" in Oetz".
Gekrönte Häupter und der Hochadel schienen die einmalige Atmosphäre der einstigen Poststation ausgiebig zu genießen. Zu den Besuchern zählten Isabella Prinzessin von Croy, die spätere Gattin von Erzherzog Friedrich von Österreich, Erzherzog Joseph Ferdinand, Friederike Prinzessin von Hannover, Graf von Westfalen als besonderer Freund und Gönner des Hauses, Prinz und Prinzessin zu Hohenlohe mit zwei Kindern und Dienerschaft, Franz u. Theodor Habsburg-Lothringen, Graf u. Gräfin zu Stolberg-Stolberg.
König Ludwig III v. Bayern auf seiner Flucht nach Ungarn
Am stolzesten aber sind wir darauf, dass der letzte bayerische König, Ludwig III. und seine Gemahlin, Erzherzogin Maria Theresia, auf der Flucht nach Ungarn im damaligen "Gasthof zum Kassl" vom 28. Februar bis 3. April 1919 ihr mehrmonatiges Refugium fanden. Der militärische und seelische Zusammenbruch des deutschen Volkes hatte auch das greise Königspaar aus Deutschland vertrieben. Im Kassl konnten sie sich von den Strapazen der politischen Ereignisse erholen und vor der weiteren Reise nach Ungarn tief durchatmen.
Prof. Geheimrat Arthur Achleitner schrieb in seinem Buch "Von der Umsturznacht bis zur Totenbahre": "In Oetz war Seine Majestät aufs beste versorgt, wahrhaft gut aufgehoben. ."..Die Ötztaler sind eben Menschen, die das Vertrauen zu würdigen verstanden haben und die Ehre des königlichen Besuches mit rührender Dankbarkeit vergalten."
Und ein paar Zeilen weiter: "Eine Apostelversammlung konnte man das Zusammentreffen der drei Ehrwürdigen in Niederthai nennen: König Ludwig, den Tobias Haid und den Seniorpfarrer Wild... "
Noch heute ist der Pferdeschlitten, mit dem der König nach Niederthai gebracht wurde, in unserer Hotelbar unter all den anderen Schätzen aus der Jugendstilzeit zu bewundern.
Schriftsteller, Künstler und Filmstars im Hotel in Oetz
Robert Musil schrieb in unserem Haus den Roman "Der Mann ohne Eigenschaften". Die Schwester von Siegmund Freud, Anna Freud-Bernays, lobte in ihrem Buche "Eine Wienerin in New York" die Alpenluft, die herrliche Natur und die "sehr nette Gesellschaft" von Oetz: "Mit meinem heiteren Gemüt wurde ich die Seele des kleinen Ortes... Ich fühlte mich so wohl dort, daß ich mich nicht trennen konnte und sogar nicht zum Geburtstage meiner Mutter, am 18. August, nach Ischl fuhr, sondern mit den lieben Tirolern den Geburtstag des Kaisers in Oetz feierte. Es kamen alle Bauern in Nationalkostümen und tanzten Schuhplattler...".
Hans Moser und Anni Rosar waren 1956 zu den Dreharbeiten für den Film "Schenkt man sich Rosen in Tirol" zu Gast, einige Male war auch die prächtige Fassade unseres Hauses zu sehen. Auch die Familie Trapp erholte sich in der Sommerfrische bei uns und viele weitere Namen des Zeitgeschehens.
So entwickelte sich dann aus dem weitbekannten Gasthaus "zum Kassl" das Hotel "Kassl". Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt es schließlich den heutigen Namen "Posthotel Kassl". Doch schon zu Zeiten als Gasthaus konnten bis zu 200 Personen im Haupthaus und den "Dependancen" beherbergt und verköstigt werden. Die großräumigen Speisesäle, Musik- und Lesezimmer, Frühstücksterrasse, Weinstube und Bibliothek - heute noch zum größten Teil im Original erhalten - werden unseren Hotelgästen jedoch jetzt in anderer Form präsentiert.